Die italienischen Entnationalisierungsversuche waren teilweise nicht gelungen. Die faschistischen Unterdrückungsmaßnahmen hatten eher das Zusammengehörigkeitsgefühl der Südtiroler gestärkt, obwohl einige Südtiroler den Faschismus akzeptierten.
Im Jahre 1938 steht das dritte Reich am Brenner. Der nazistische Diktator, Adolf Hitler, wollte den italienischen Amtskollegen Benito Mussolini unbedingt zum Bundesgenossen gewinnen, für seine Kriegsabsichten. In diesem Bemühen stellte Südtirol einen nicht geringen Störfaktor dar. Es war sein Wille nicht die Brennergrenze zu überqueren. Mussolini war aber mit seiner Erklärung nicht zu- frieden, weil er mit dem Südtirolproblem endlich Schluß machen wollte.
Im März 1939 wurde zwischen Italien und Deutschland ein militärischer Beistandpakt (Stahlpakt) geschlossen. In diesem Bündnis waren die Südtiroler für die Pläne der beiden Diktatoren ein Hindernis.
Vertreter des italienischen und des deutschen Nationalismus veröffentlichten bereits um diese Zeit Werke, in denen der Gedanke ausgesprochen wurde, daß ein Volk von seinem Land ausgesiedelt werden sollte.
Mussolini und Hitler kämpften mit allen Mitteln für die Ideen die sie weiterbringen wollten. Beide wollten die Südtiroler, deren Boden und Kapital für ihre kriegerischen Pläne verwenden.
Am 23. Juni 1939 wurde im Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin die Vereinbarung zwischen deutschen und italienischen Vertretern über die Umsiedlung der Südtiroler besiegelt. Erste Etappe alle Reichsdeutschen, soweit sie gebürtige Südtiroler waren, sollten innerhalb von vier Wochen auswandern. Zweite Etappe: Auswanderung der nicht bodengebundenen Südtiroler (Handwerker, Industriearbeiter, Kaufleute) und auch der bodengebundenen Südtiroler. Sie konnten bis zum 31. Dezember 1939 für die deutsche Staatsbürgerschaft optieren. Wer nicht optierte, bekannte sich zur Beibehaltung der italienischen Staatsbürgerschaft. Auf ausdrücklichen Wunsch der Italiener wurden auch die Ladiner in das Umsiedlungsabkommen aufgenommen. Indirekt wurden damit die Ladiner als eigenständige Volksgruppe anerkannt.
Als am 29. Juli die Nachricht bekannt wird geht, eine Welle der Empörung durch das Land. Am selben Tag traf sich ein Kreis von Vertretern des Deutschen Verbandes (DV) und des Völkischen Kampfringes Südtirols (VKS), bei Kanonikus Michael Gamper im Bozner Marieninternat. DV und VKS faßten gemeinsam den Beschluß die Heimat nicht zu verlassen. Der Präfekt Mastromattei sagte, daß eine solche Zwangsumsiedlung nur für deutsche Staatsbürger gelte, die sich der Umsiedlung nach Deutschland widersetzten. Die Südtiroler brauchten nur auszuwandern, wenn sie selbst es wünschten.
Am 22. Juli änderte der VKS seine Meinung und begann eine hemmungslose Propagandawelle für die Option. Da die Südtiroler sich nie einig waren, welche die bessere Lösunge sei, setzten sie einen gezielten Propagandakrieg für das Dableiben ein. Die Propaganda war sehr aufwendig: Flugblätter, Kettenbriefe, Droh-und Schmähbriefe, ins falsche Licht gerückte Tatsachen machten den Südtirolern die Entscheidung schwer. Kanonikus Gamper trug die Hauptlast des Kampfes für das Bleiben. Ihm standen zur Seite, der gewesene Abgeordnete Paul von Sternbach, der Bozner Kaufmann Erich Amonn und auch der größte Teil der Geistlichkeit.
Am 31. Dezember 1939 ist die Optionsfrist abgelaufen. In der damaligen Provinz Bozen haben 166.488 und in der Provinz Trient, Udine und Belluno 16.572 für Deutschland optiert. Die Option hat im Volk eine Tiefe Kluft gerissen. Die Minderheit der Dableiber war schweren Übergriffen von seiten der Optantenmehrheit ausgesetzt. Zwischen denen, die für Deutschland optiert hattten, sind nur 75.000 Südtiroler abgewandert. Auch die schlechte Wirtschaftslage und die Arbeitslosigkeit haben die Entscheidung abzuwandern beeinflußt.
Nach der Bekanntgebung des Optionsabkommens wurde auch gesagt, daß die Dableiber nach Sizilien, auf jeden Fall aber südlich der Linie des Po ausgesiedelt würden. Die verantwortlichen italienischen Stellen unternahmen lange nichts, um dieses Gerede zu unterdrücken. Erst nachdem schon Zehntausende ausgewandert waren, sicherte Mussolini nach wirtschaftlichen Überlegungen im März den Italien-Optanten zu, daß sie in Südtirol bleiben könnten.
Im September 1943 wurde Mussolini gestürzt und die deutsche Wehrmacht besetzte die Provinz Bozen, Trient und Belluno und stoppte die Umsiedlung.
Genaue Zahlen über die Ergebnisse können nicht angegeben werden. Von ungefähr neunzig Prozent der Südtiroler, die für Deutschland optiert hatten, waren nur 75.000 tatsächlich ausgewandert.
Etwa ein Viertel der Auswanderer kehrte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Südtirol zurück.
Die Auseinandersetzung über die Option und ihre Auswirkungen sind heute noch nicht beendet.